Wertekodex für Regionalwährungsinitiativen

„Wie können sich Regionalwährungen  in aller Klarheit intern und auch von außen sichtbar von jeglichen rechtspopulistischen und rechtsextremen Tendenzen abgrenzen, die leider auch in bzw. am Rand der Geldreformbewegung zu verzeichnen sind?“ schildert Gudrun Frieling das Arbeitsthema der Neujahrsklausur 2013, bei dem Vertreter der INWO, die Christen für gerechte Wirtschaftsordung CGW, Moneta, Global Change Now eV., die Zeitschrift für Sozialökonomie, die BürgerBlüte Kassel, der Regiogeld Verband und das Archiv für Geld- und Bodenordnung teilnahmen. Wichtige Anregungen für die Debatte kamen durch den Vortrag von Dr. Michael Kohlstruck vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Ein erster Erfolg ist, dass sich alle Beteiligte auf einen gemeinsamen Wertekodex verständigt haben, den auch das Unterguggenberger Institut mitträgt.

Wertekodex
Wir streben eine offene, demokratische, menschenwürdige und friedliche Gesellschaft aller Menschen an, in der Einkommens-, Vermögens- und Chancengerechtigkeit verwirklicht werden und die Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen gewährleistet ist. Um dieses Ziel zu fördern, sehen wir die Notwendigkeit einer Reform des Finanz- und Wirtschaftssystems. Eine solche Reform würde helfen, weltweit die Gefahr von sozialen Verwerfungen, Armut, Hunger, die Zerstörung der Umwelt und in Folge dessen auch die Gefahr von Kriegen zu reduzieren. Die Missstände sind im Wesentlichen systembedingt und zugleich trägt jede einzelne Person dabei individuell Verantwortung.

Die Werte, die wir vertreten, sind
• Humanität, Solidarität, Verteilungsgerechtigkeit und Freiheit
• Akzeptanz der verschiedenen Kulturen und Religionen, Weltoffenheit und Freude am kulturellen Austausch
• Achtung des Lebens und der Natur
• Achtung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und des Grundgesetzes

Deshalb grenzen wir uns von allen Methoden und Formen der Auseinandersetzung ab, in deren Rahmen
• Akteure und Profiteure des jetzigen Finanz- und Wirtschaftssystems beurteilt werden, ohne neben ihrer persönlichen Verantwortung auch die strukturellen Voraussetzungen ihres Handelns wahrzunehmen,
• mit Feindbildern gearbeitet oder gegen Personen und Gruppen als vermeintlich Schuldigen an systembedingten Krisen und Ungerechtigkeiten polemisiert oder gehetzt wird,
• Geschichtsrevisionismus, insbesondere Holocaustleugnung oder Holocaustverharmlosung, akzeptiert oder aktiv betrieben wird,
• menschen- oder gruppenfeindliche Einstellungen, zum Beispiel in Form von ethnisierender oder religiöser Pauschalisierung, hingenommen oder verbreitet werden (Rassismus, Antisemitismus, Antiislamismus, Sozialdarwinismus, etc.),
• Manipulation durch demagogische Mittel sowie durch Stereotypen und unüberprüfbare Theorien, die zur Erzeugung von Angst und Massenhysterie dienen, betrieben wird,
• zur Gewalt aufgerufen oder Gewalt angewandt wird.

Aus Verantwortung für das Wohl aller Menschen setzen wir uns für eine gerechte Finanz- und Wirtschaftsordnung ein, deren Grundlagen mit sachlicher Redlichkeit in einem diskursiven Prozess erarbeitet werden.