Was die Wirtschaft von den Bienen lernen kann

Unter dem Motto “Die Bedeutung der Bienen für die Wirtschaft” veranstaltete Hermes-Österreich am 25. September 2014 in Innsbruck eine  Podiumsdiskussion mit dem Biologen, Imker und Forscher Johannes Wirz (Foto) vom Goetheanum, der auch das Einführungsreferat über Forschungsergebnisse zum Verhalten von Bienenvölkern gab, sowie Max Ruhri von der Freien Gemeinschaftsbank in Basel, Josef Knoflach von Hermes Österreich und Veronika Spielbichler vom Unterguggenberger Institut. Moderiert wurde der Abend, bei dem es darum ging, was Menschen von Bienen für das soziale Leben, die Wirtschaft und den Umgang mit Geld lernen können, von Heinrich Breidenbach –  mehr dazu…

Ein Videomitschnitt der Veranstaltung, aufgezeichnet von Friedel Hans, wurde von videoattac2 auf youtube gepostet – hier der Link:

 

Im Kolpingsaal Innsbruck lud Hermes Österreich zum Themenabend “Die Bedeutung der Bienen für die Wirtschaft”. Am Podium – von links Johannes Wirz, Moderator Heinrich Breidenbach, Veronika Spielbichler, Max Ruhri und Josef Knoflach.

“Optimum schafft Fülle, Maximum schafft Not” – diese Feststellung von Johannes Wirz gab nach dem Diskussionsabend Moderator Heinrich Breidenbach als Denkanstoß den ZuhörerInnen mit auf den Weg, die am 25. September 2014 zur Podiumsdiskussion im Kolpingsaal Innsbruck gekommen waren.

Im Einführungsreferat ging Dr. Johannes Wirz von der naturwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum in Dornach in der Schweiz von seinen Forschungserkenntnissen bei der wesensgemäßen Haltung von Bienen aus. Ihre Lebensweise basiere auf einer Ökonomie der Fülle und Vielfalt. Bienen bestäuben 80 % der Blütenpflanzen, 60 % sind für ihre Vermehrung auf die Bestäubung durch die Bienen angewiesen. Bei der Bedeutung der Bienen unterscheidet Wirz die monetäre Bewertung und die nicht-materielle, nicht in Geld bezifferbare Bedeutung, die wesentlich wichtiger sei als die monetäre Bewertung. In unserer heutigen kapitalistisch geprägten Wirtschaftsweise würden diese nicht bezifferten Werte viel zu wenig berücksichtigt und durch einseitige Förderpolitik die industrielle Landwirtschaft zu ungunsten einer biologischen, gesunden Wirtschaftsweise begünstigt. Wirz fordert von der Politik mehr Kostentransparenz und andere Rahmenbedingungen für die Vergabe der Fördergelder, die nachhaltige, ökologische Wirtschaftsweise mehr fördern sollten. Werden die Folgekosten der negativen Auswirkungen unseres Wirtschaftsystems mit bilanziert, zeige sich unterm Strich, dass die biologische Landwirtschaft die kostengünstigere ist.

Was am Bienenvolk nachahmenswert erscheint, ist nicht die strenge Hierarchie von Königin, Arbeiterinnen und Drohnen, sondern die konsensuale Kommuninkationsleistung des Schwarmes und der höchst effiziente Ressourcenumgang: Durch das Verwenden der Blüten wird nichts weniger, im Gegenteil – der Nektarfluss wird angeregt, ebenso die Fruchtbarkeit der Pflanzen. Die Waben sind ein hocheffizientes Meisterwerk an Plastizität und Stabilität, bei einer Wandstärke von nur 0,07 Millimeter tragen sie mehrere Kilogramm Honig und funktionieren als Netz, das Vibrationen und damit Informationen überträgt. Bienen kommunizieren miteinander, leben in einer Beziehungskultur. 90 % ihres Lebens verbringt die Arbeitsbiene übrigens im Stock, nur die letzten 10 % als Flugbiene mit dem Nektar- und Pollensammeln. Dabei durchläuft sie unterschiedliche Stadien – ist immer für einen Aufgabenbereich zuständig – macht eines gut, kann aber alles.

Die Biene ist ein Indikator dafür, wie es um unseren Lebensraum bestellt ist. Das Bienensterben sensibilisiert zunehmend mehr Menschen und ist ein Resultat davon, wie der Mensch mit der Natur umgeht. Und dabei kommt das Geld ins Spiel. Dem Wachstumsdruck des kapitalistischen zinseszinsbelasteten Geldsystems kann eine natürliche, biologische Landwirtschaft nicht standhalten. Effizienzsteigerung mittels chemischer Düngemittel und Schädlingsbekämpfung im Monokulturanbau bedeutet das Ende für Artenvielfalt und ökologisches Gleichgewicht. Ackerflächen verwüsten, Giftrückstände landen schließlich in Lebensmitteln, machen krank.

Dass eine Vielfalt beim Geld in Form von Komplementärwährungen eine andere Dynamik und andere Werte ins Wirtschaftsleben ebenso wie in das soziale Leben bringen können, darauf wies Veronika Spielbichler vom Unterguggenberger Institut hin. Es gehe darum, Geld mit neuen Spielregeln auszustatten und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass mit dem Umgang mit Geld auch Verantwortung verbunden ist.

Gelebt wird diese Verantwortung seit 1982 vom Verein Hermes Österreich, einer Plattform für solidarischen, verantwortungsvollen, transparenten und sinnstiftenden Umgang mit Geld, sowie von der Freien Gemeinschaftsbank Basel, die als Genossenschaft 1984 in Dornach gegründet wurde. Josef Knoflach von Hermes und Max Ruhri von der Freien Gemeinschaftsbank erläuterten, inwiefern sich ihr Umgang mit Geld von auf monetären Profit orientierten Geschäftsbanken unterscheidet. Beide bieten die Möglichkeit, mit Geld uneigennützig und solidarisch umzugehen, ermöglichen Zinsverzicht, fördern zukunftsweisende, gemeinnützige Projekte und machen Geldflüsse nachvollziehbar und transparent. Hermes Österreich verwaltet die Gelder als Nachrangdarlehen und kooperiert dabei mit dem Bankhaus Spängler und der GLS-Bank Bochum. Weitere Informationen zu den beiden Institutionen gibt´s online auf  www.gemeinschaftsbank.ch und www.hermes-oesterreich.at/