Margrit Kennedy und Bernard Lietaer im März 1999 in Alpbach. Foto: Veronika Spielbichler

Trauer um Bernard Lietaer

Er bleibt als Geldreformer, Vordenker und Verfechter von Währungsvielfalt, Komplementär- und Regionalwährungen in Erinnerung – der belgische Finanzexperte, Gelehrte und Buchautor Bernard Lietaer, der am 4. Februar 2019 drei Tage vor seinem  77. Geburtstag in den Niederlanden an einem Krebsleiden gestorben ist.

Bernard Lietaer verfasste mit Büchern wie „Mysterium Geld“ , „Das Geld der Zukunft“ oder das gemeinsam mit Margrit Kennedy verfasste Buch über Regionalwährungen Standard-Werke der Geldreform-Bewegung weltweit. Lietaer kannte aus seiner beruflichen Tätigkeit als leitender Angestellter bei der Belgischen Zentralbank, dort verantwortlich für die Einführung des ECU als Vorlauf zur Einführung des EURO, sowie als höchst erfolgreicher Weltwährungshändler und Fondsmanager die Funktionsweise des entfesselten Kapitalismus und sah auch dessen Schattenseiten. Er arbeitete  als Berater von multinationalen Konzernen ebenso wie von Regierungen in Entwicklungsländern und war Präsident eines elektronischen Zahlungssystems.

Lietaer war seit den 1970er Jahren im universitären Lehrbetrieb tätig. Er unterrichtete internationales Finanzwesen an der Universität Löwen, archetypische Psychologie in den USA und setzte sich intensiv mit Fragen der Nachhaltigkeit an der Berkley Universität in California auseinander.

Mit dem wissenschaftlichen Elfenbeinturm hatte Bernard Lietaer aber nichts am Hut – im Gegenteil. Er interessierte sich für gelebte Alternativen, beschäftigte sich mit Silvio Gesell und der Demurrage, mit Komplementärwährungen und benannte die Gefahr der zunehmenden Instabilität des bestehenden Geldsystems aufgrund fortwährender Effizienzsteigerung. Der Finanzexperte trat für eine Vielfalt der Währungen sowie für eine Weltwährung ein, Terra genannt.

Bernard Lietaer berief sich wiederholt auf das erfolgreiche Wörgler Freigeld-Experiment. So besuchte er 1999 im Rahmen seiner Teilnahme an einer Tagung in Alpbach gemeinsam mit Prof. Margrit und Declan Kennedy auch das Heimatmuseum in Wörgl und stieß im Archiv Unterguggenbergers auf „die Europa“ – ein Währungsmodell, das in den 1930er Jahren für den europäischen Binnenhandel beworben wurde. „Die Europa“ bot als Alternative zur Goldbindung erstmals eine Warenkorbdeckung. Die europäischen Länder sollten ein Fünftel ihrer Währung für den zwischenstaatlichen Handel durch die Europa ersetzen  – umgesetzt wurde dieses Konzept nicht.

Bernard Lietaer übers Wörgler Freigeld: http://www.lietaer.com/2010/03/the-worgl-experiment/