
„The internet we have today is broken“, schreibt Blockchain-Expertin Shermin Voshmgir in ihrem neuen Buch über die „Token Economy“. Die Lösung sei das „Web3“, das auf der Blockchain-Technologie basiert. Dadurch werde es möglich, dem Internet eine neue Ebene hinzuzufügen, die Daten-Transaktionen von Nutzer zu Nutzer ermöglicht. „Obwohl es das Internet seit 30 Jahren gibt, basiert die Datenarchitektur nach wie vor auf einem Client-Server-Modell“, schreibt Voshmgir. „Wenn wir mit dem Internet interagieren, schicken wir jedes Mal Daten an einen Service Provider (wie Amazon, Facebook, u.ä., Anm.) und verlieren in dem Moment die Kontrolle über diese Daten“. Das Web3 beschreibt die Autorin als Heilmittel für diese viel diskutierte Eigenschaft des Internets. Und Tokens seien die „Killer App“ dieses Internets der Zukunft.
+++ Die Token-Ökonomie verspricht eine Revolution. Noch ist sie aber wie das WWW in den 1990ern. +++
Bitcoin ist wohl das prominenteste Beispiel für Tokens. Es ist aber nur die Spitze des Eisbergs und das Buch gibt einen umfassenden Einblick, was Tokens leisten können. Denn nur ein Teil der Token-Welt besteht aus „Kryptowährungen“, ein Begriff, den Voshmgir am liebsten überhaupt streichen würde. Er sei irreführend, da diese „fungiblen Tokens“ eben nicht alle Eigenschaften von Geld erfüllen. Viel spannender seien aber ohnehin die „nicht fungiblen“ Tokens.
Von Crypto Kitties zu „fractional ownership“
Dabei handelt es sich um Tokens, die nicht austauschbar sind, da jeder einzelne andere Eigenschaften hat. Ins Zentrum des Interesses sind diese Tokens 2017 mit einem Spiel gerückt: Crypto Kitties. Spieler sammeln Katzen, also genau genommen Tokens mit individuellen Eigenschaften von unterschiedlichem Wert. Nicht fungible Tokens ermöglichen aber unzählige Use Cases, von denen die meisten wohl erst in Zukunft entwickelt werden müssen. Sie können Zugriffs- oder Zutrittsrechte regeln, sie ermöglichen „fractional ownership“, also den Besitz eines vielleicht nur winzigen Anteils an einem wertvollen Gegenstand wie Kunst oder einer Immobilie und sie können beispielsweise eingesetzt werden, um persönliche Dokumente zu repräsentieren.
+++ Der Wien Token könnte Nutzer für klimaschonendes Verhalten belohnen +++
Das Buch „Token Economy. How Blockchains and Smart Contracts Revolutionize the Economy“ bietet eine umfassende Einführung auch in die Grundlagen der Blockchain-Technologie, erklärt unterschiedliche Arten von Tokens und in einem umfangreichen Kapitel auch ganz konkrete Anwendungsfälle.
Für wen ist das Buch geschrieben?
Shermin Voshmgir: Die Zielgruppe sind alle an der Technologie interessierten Menschen, egal, welchen Background sie haben. Ich denke vor allem an Meinungsmacher, die aus den unterschiedlichen Domänen kommen: Wissenschaftler, Policy Maker, Unternehmensberater, Entscheider in Organisationen oder auch Studierende. Es ist sehr interdisziplinär und spricht einerseits über die Technologie, andererseits über die sozioökonomischen Auswirkungen und die Anwendungsfälle. Weil das Publikum so breit gefasst ist, war es auch eine Herausforderung, dieses Buch zu schreiben. Die Frage ist ja, ob sich jemand langweilt, der sich bereits mit dem Thema beschäftigt hat. Ich denke nicht. Ich habe das Feedback bekommen, dass es dann doch immer etwas Neues gibt, selbst für Leute, die sich schon länger mit dem Thema beschäftigen.
Ausschnitt aus https://www.trendingtopics.at/shermin-voshmgir-token-economy/