“Weil uns die Region am Herzen liegt” lautet das Motto der RegioSTAR-Genossenschaft im Berchtesgadener Land in Bayern, die von 14. bis 16. Mai 2010 erstmals zu einem Praxis-Workshop einlud und dabei ihr nachahmenswertes Regionalentwicklungskonzept mithilfe von Regiogeld, Talente-Tauschkreis und sozialen Genossenschaftsprojekten wie dem Dorfladen Mitterfelden (Bild Mitte) oder dem Permakulturgarten auf der Neubichler Alm (Bild rechts) vorstellte. Wie auch Menschen, die nicht in der Region leben, beim anderen Wirtschaften mitmachen und davon lernen können, war ebenso Thema des Workshops wie das Kennenlernen von Sterntaler-Partnern wie dem “Bio-Peter” Peter Nagy, hier im Bild links bei der Auszahlung von Sterntalern an Franz Galler, der mit seinem Genossenschafts-Mitarbeiterteam ein vorbildliches Gesamtkonzept zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe entwickelt hat und umsetzt.
Franz Galler, 1. Vorstand der RegioSTAR e.G. (links) und Regionalentwickler Dipl.Wirt.-Inf. Norbert Rost (www.regionalentwicklung.de) leiteten den RegioSTAR-Workshop auf der Neubichler Alm. Dabei konnten die TeilnehmerInnen komplementäre Zahlungs- und Verrechnungsmittel im praktischen Einsatz erleben und lernten das Gesamtkonzept der sozialen Genossenschaft detailliert kennen.
RegioSTAR e.G. – die Genossenschaft als Herzschrittmacher für soziales Wirtschaften in der Region
Nicht jammern, sondern aktiv werden – das nehmen sich im Berchtesgadener Land im Südosten Bayerns die Mitglieder der RegioSTAR Genossenschaft zu Herzen und stärken mit einer Reihe von Projekten regionale Wirtschaftskreisläufe und damit die Wertschöpfung und Kaufkraft in der ländlichen Umgebung.
Angesichts der zunehmenden Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten und der dadurch noch längst nicht überstandenen Wirtschaftskrise zielen die Aktivitäten der engagierten Genossenschaftler darauf ab, gerade bei elementaren Lebensbedürfnissen wie Ernährung, Energie und Dienstleistungen die Selbstversorgung aus der eigenen Region zu forcieren und damit die Ziele der Lokalen Agenda 21 hinsichtlich einer nachhaltigen, sozial und ökologisch verträglichen Wirtschaftsweise umzusetzen. Dabei ziehen die Bayern alle Register fürs harmonische Zusammenleben: das Sterntaler-Regiogeld und der Talente-Tauschkreis des Genossenschafts-Kooperationsringes “Midanand” zählen ebenso zu den Regionalentwicklungs-Instrumenten wie Garten-Projekte und als jüngste Errungenschaft eine Photovoltaik-Anlage.
Das RegioSTAR-Konzept: drei Verrechnungssysteme
Karl Valentins Zitat “Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit” trifft auch auf Franz Galler und sein engagiertes Mitarbeiter-Team bei der RegioSTAR-Genossenschaft zu. Was heute als praktikables Maßnahmenpaket auf dem Tisch liegt und sich als wiederholbares Modell für andere Regionen anbietet, ist das Ergebnis jahrelanger Entwicklungsarbeit.
Franz Galler kennt die Geldwirtschaft. Die Zweifel am System kamen dem seit 1990 als Finanzberater tätigen Familienvater schon vor Jahren. So zählte er 2002 zu den Gründern des Sterntaler Tauschringes und hob 2004 mit den Sterntaler als Regiogeld-Gutscheinwährung nach Chiemgauer Vorbild aus der Taufe. Und schon bald machte er sich Gedanken darüber, wie nicht nur die Komplementärwährungen zur Stärkung der Region beitragen können, sondern wie auch der Euro durch Investitionen in der Region im Berchtesgadener Land bleibt und nicht für höhere Renditeversprechen abwandert.
Der Sterntaler unterstützt in erster Linie die Region, kann aber auch in andere Regionalgelder wie den Chiemgauer umgetauscht werden. Mit dem benachbarten Regiogeldsystem arbeiten die Berchtesgadener auch im Online-Banking eng zusammen, indem das System der Regios e.G. zur Bankenverrechnung gemeinsam genützt wird. Wichtiger als die verwendeten komplementären Zahlungsmittel stuft Franz Galler das entstandene Netzwerk ein: “Beim Chiemgauer sind rund 550 Unternehmer dabei, beim Sterntaler rund 220. Dazu kommen über 4.000 private Verbraucher, die mit Regiogeld regelmäßig einkaufen.”
Aus dem Sterntaler-Trägerverein entstand 2007 die soziale Genossenschaft RegioSTAR, in die heute 165 Mitglieder eine Einlage von über 100.000 Euro einbringen. Die Genossenschaft bietet als regionale Antwort auf die zunehmende Globalisierung fünf Geschäftsfelder und wendet dazu ein mehrschichtiges Verrechnungssystem an.
“Unsere RegioSTAR-Genossenschaft umfasst drei Modelle: Das Regio-Gutscheingeld und die Regiocard nach dem Vorbild des Wörgler Freigeldes mit einer jährlichen Abwertung von 8 %. Dabei werden Euro in Gutscheine und bargeldlose Guthaben auf der Regio-Card umgewechselt. 3 % der eingetauschten Sterntaler sind Sponsoring für geförderte Vereine. Voraussetzung fürs Mitmachen ist die kostenlose Mitgliedschaft beim Verein STAR e.V.”, erklärt Franz Galler.
Grafik: Franz Galler/Gudrun Rehrl, RegioSTAR e.G. – Gesamtkonzept in der Übersicht – hier anklicken
“Die zweite Säule ist der Talente-Tauschring als leistungs- und warengedeckte Währung nach dem Vorbild des Schweizer WIR. Dieser ist strikt von der eurogedeckten Regio-Ebene getrennt, Talente können nicht in Euro oder Regio-Gutscheine umgewechselt werden. Ab 1. Juli 2010 verrechnen wir für Talente-Guthaben jährlich 4 % Minusverzinsung. Die Gebühr bei allen Transaktionen beträgt 3 %. Mitmachen können Privatpersonen und Unternehmen, wobei die Mitgliedschaft in der Genossenschaft Voraussetzung ist”, so Galler.
Der dritte Bereich ist der Aufbau einer Altersversorgung auf Stunden-Basis, die derzeit noch nicht aktiviert ist. “Mit Talenten können Stunden erworben werden, die in der Online-Talenteverwaltung der Altersvorsorge ohne Abwertung verbucht werden. Eine Stunde bleibt dabei immer eine Stunde. Das Vorbild dafür ist das Fureai Kippu-System in Japan”, erläutert Galler. Teilnehmer können nur Genossenschaftsmitglieder werden. Die Stundenguthaben sollen ab dem 60. Lebensjahr für Betreuungsleistungen, bei Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit, von Hinterbliebenen im Fall des Ablebens oder von Angehörigen im Fall eines Wohnsitzwechsels in Anspruch genommen werden können. Hinter den Stunden liegt nicht nur das Leistungsversprechen, sondern auch der Gegenwert des Genossenschaftsvermögens, das von den genossenschaftlichen Geschäftsbereichen erwirtschaftet wird.
“Hier kann ich mit meinem guten Namen bezahlen”, freut sich Franz Galler und zeigt vor, wie´s geht, wenn er seine Rechnung auf der Neubichler Alm mit Talenten bezahlt: “Die Summe wird von meinem Mitgliedskonto abgebucht und bei der Neubichler Alm ins Plus eingetragen. Mit der Unterschrift bestätige ich die Aktion.”
Im derzeit gültigen Bewertungsschema entspricht ein Euro einem Sterntaler und einem Talent. Das muss nicht so bleiben: “Die gesamten Waren- und Dienstleistungen aller Genossenschaftsmitglieder könnten bei einer Währungskrise die Euro-Deckung des Sterntalers ersetzen”, meint Galler. Dass die euro- und leistungsgedeckten Systeme streng getrennt geführt werden, sichert die Einhaltung der seit 2009 gültigen neuen EU-Zahlungsmittelrichtlinie.
Die RegioSTAR-Geschäftsbereiche: Regiogeld, Genossenschafts-Kooperationsring, Dorfladen, Permakultur-Projekte und Dienstleistungen
Die RegioSTAR-Genossenschaft weist derzeit fünf Geschäftsbereiche aus. Mit der Gründung 2007 übernahm sie sämtliche wirtschaftliche Tätigkeiten des Vereins STAR e.V. rund um den eurogedeckten Sterntaler sowie das Buchgeld Talente. Den Ausschlag für die Genossenschaftsgründung gab das Anliegen, den Mitterfeldner Dorfladen zu erhalten. 2009 kamen zwei genossenschaftlich geführte Permakultur-Projekte sowie die Know-How-Vermittlung hinzu und 2010 entsteht auf dem Gymnasium in Lauffen eine Photovoltaik-Solaranlage, die zum Ziel, den Landkreis bis 2030 energieunabhängig zu machen, beitragen soll. Zur Zielsetzung der Genossenschaft gehört, ein Finanzierungsinstrument für Projekte im Sinne der Agenda 21 zu sein.
Regiogeld Sterntaler: Gutscheine und Regio-Card
Regiogeld schafft Bewusstsein für wirtschaftliche Zusammenhänge und die Funktionsweise von Geld. Deshalb lässt sich die dadurch erzielte Wertschöpfung nicht einfach an Zahlen bemessen, weil es das Verhalten der Menschen auch im Euro-Bereich beeinflusst.
Der Sterntaler fusionierte verwaltungstechnisch 2008 mit der Rechenzentrale des Chiemgauers und nützt dazu die eigens entwickelte Regiosoftware des Chiemgauers als Schnittstelle für die Bankenverrechnung des elektronischen Regiogeldes, die allerdings nur in Deutschland anwendbar ist. Damit gibt´s den Sterntaler seit 2008 nicht nur in Form der Gutschein-Währung, sondern auch als E-Geld auf Regiokonten.
2009 verdoppelte sich die Gutscheinausgabe und der Regio-Umlauf, die Anzahl der Teilnehmer stieg um ein Viertel. Über den aktuellen Stand gibt die Sterntaler-Website www.regiostar.com Auskunft: Im Mai 2010 sind rund 75.000 Sterntaler in Umlauf. Sie werden von 13 Ausgabestellen gegen Abbuchung vom Regio-Konto in Umlauf gebracht. Sobald Euro aufs Regiokonto fließen und damit in die Regionalwährung Sterntaler gewechselt werden, gehen 3 % Förderbeitrag an eine soziale Einrichtung, die der Sterntaler-Nutzer bestimmen kann. Im Zuge dieses Sponsorings wurden bisher über 9.300 Sterntaler an geförderte Vereine ausbezahlt.
Wo man mit Sterntalern überall bezahlen kann, ist im Anbieterverzeichnis sowie online auf der Website ersichtlich. Zu den Partnern gehört der “Bio-Peter” in Freilassing, der eine ehemalige Aldi-Filiale zum Bio-Einkaufszentrum mit Vollsortiment umwandelte.
“Die Leute wollen verstärkt Regionalität beim Einkauf. Wichtige Argumente sind dabei die Versorgungssicherheit und die Nachvollziehbarkeit, woher die Lebensmittel kommen und wie sie produziert werden”, schildert “Bio-Peter” Peter Nagy. Der gelernte Steuerberater führte über 20 Jahre lang einen kleinen Bio-Laden, bevor er die Erweiterung wagte. “Besonders froh bin ich um die elektronische Sterntaler-Verrechnung – die erleichtert die Abwicklung”, so Nagy, der auch als Ausgabestelle für Sterntaler-Gutscheine fungiert. In seinem Bio-Supermarkt kann man übrigens auch mit Chiemgauern bezahlen. Am Gesamtumsatz macht der Regiogeld-Umsatz rund 5 % aus.
Exkursion zum Bio-Peter in Freilassing: Hier kann man mit Sterntaler-Gutscheinen ebenso bezahlen wie mit der Regio-Card. Der Bio-Peter ist eine von 13 Sterntaler-Ausgabestellen. Als “Motor” fürs Ausgeben des Regio-Gutscheines dient wie beim Freigeld das Aufkleben von Marken, mit dem der 2%ige Wertverlust pro Quartal ausgeglichen wird (Bild rechts). Die Philosophie des Sterntalers erhält auch schon mal prominente Unterstützung: Liedermacher Hans Söllner (Bild Mitte) kauft auch gern damit ein.
Dass der Sterntaler zirkuliert und der Unternehmer möglichst nicht Sterntaler gegen eine Gebühr in Euro zurückwechseln muss, sieht Franz Galler – hier im Bild rechts mit seiner Mitarbeiterin Karin Deinbeck, die den Sterntaler-Geschäftsbereich derzeit führt – als Hilfestellung der Genossenschaft: “Es kommt immer wieder einmal zu Ansammlungen von Sterntalern bei einzelnen Unternehmen. Wir bemühen uns dann, weitere Partner zu finden, mit denen in der Regionalwährung verrechnet werden kann.” Dass das bisher ganz gut funktioniert hat, bestätigt Peter Nagy: “Die Kreisläufe funktionieren immer besser.”
Wie die wissenschaftliche Begleitforschung zeigt, gelingt es dem Sterntaler wesentlich besser als dem Euro, die regionale Nachfrage anzukurbeln. “Der Sterntaler wird 8 bis 12 mal weitergegeben bis er zurückgetauscht wird. Dabei läuft er wesentlich schneller als der Euro um”, erklärt Galler und schildert an einem praktischen Beispiel, wie sich das konkret auswirken kann: “Wir haben 24 Mamis von Kindern, die eine Waldorfschule besuchen. Um die Schulbusfinanzierung zu unterstützen, nützen sie die Förderfunktion des Sterntalers. Diese 24 Mütter wechsel jährlich 40.000 Euro in Sterntaler ein und bekommen dafür 1.200 Sterntaler als Zuschuss für den Schulbusbetrieb. Diese 24 Mamis sorgen damit für einen regionalen Umsatz im Wert von rund 400.000 Euro.”
Annette Bickelmann zählte 2009 zum Mitarbeiter-Team der RegioSTAR-Genossenschaft und demonstriert, wie man beim Einkaufen mit der Regiocard bezahlt. Derzeit akzeptieren rund 220 Unternehmen den Sterntaler, mit der Regiocard kann man allerdings noch nicht bei allen bezahlen. Die Regiocard gilt zudem auch bei Geschäften, die beim Chiemgauer mitmachen.
Der Genossenschafts-Kooperations-Ring “Midanand”
“Der Kooperationsring als Kombination aus privatem Tauschring, Unternehmer-Tauschring und allen Geschäftsbereichen der Genossenschaft über das Buchgeld Talente ist das Herzstück der Genossenschaft”, erklärt Franz Galler, der beim Workshop auch die dazu verwendete Cyclos-Verrechnungs-Software vorstellte.
Die Genossenschaft beschäftigt derzeit 10 Personen in Teilzeitjobs, wobei diese in drei Währungen – Talent, Regio und Euro – entlohnt werden. Unterstützt wird das Team durch weitere 3 freie Mitarbeiter auf Honorarbasis und rund 25 ehrenamtlichen HelferInnen des gemeinnützigen Fördervereins STAR e.V. 2009 startete der Kooperationsring mit einer Testphase im ersten Quartal und erzielte 123.000 Talente Umsatz – Tendenz stark steigend.
“Unser Bio- und Regioladen”
Sechs Arbeitsplätze bietet der Dorfladen Mitterfelden, der 2007 von der Genossenschaft erworben und damit vor dem Zusperren bewahrt wurde. Nach Umbau, Modernisierung und Umstellung der Produktpalette heißt das Nahversorgungs-Geschäft jetzt “Unser Bio- und Regio-Laden”.
Einkaufen im Dorfladen Mitterfelden: Hier kann man mit Talenten ebenso bezahlen wie mit Sterntaler-Regiogeld. Für die Talent-Verrechnung führt der Dorfladen eigene Konten, die mit der Tauschzentrale regelmäßig abgerechnet werden. Auch hier bestätigt eine Unterschrift des Kunden den Geschäftsabschluss und damit die Buchung des Betrages.
Mit Regiogeld einkaufen ist Dorothea auch von “ihrem” Regiogeld, dem Nahgold in Calw im Schwarzwald vertraut (Bild links). “Wir nehmen Sterntaler” – mit diesem Aufkleber gekennzeichnete Geschäfte akzeptieren die Regionalwährung. Der Dorfladen dient auch als Sterntaler-Ausgabestelle, wobei hier auch Besitzer der Chiemgauer-Regiocard problemlos Sterntaler erhalten.
Die Genossenschafts-Gartenprojekte: Sonnengarten Feldkirchen und
Sonnenalmgarten am Högl unterhalb der Neubichler Alm
Im Herbst 2008 startete die RegioSTAR mit dem Sonnenacker in Feldkirchen das erste gemeinschaftliche Gartenprojekt (Bild Mitte und rechts) zum Anbau von Gemüse und Obst, bei dem Genossenschaftsmitglieder auch aktiv mitarbeiten. Damit soll das Bewusstsein für regionale Sorten gestärkt werden. Ein Teil des Geländes wird an Hobbygartler verpachtet und für ein Schulprojekt genützt: Die Erstklassler der Grundschule Feldkirchen erhalten hier Apfelbäume geschenkt, die sie selbst pflanzten, vier Jahre lang betreuen und beim Ausschulen mitnehmen können, um sie im eigenen Garten zu pflanzen.
“Das ist mein Paradies”, schwärmt Franz Galler beim Besuch des Sonnenalmgartens am Högl, der von der Genossenschaft 2009 vom Familienhotel Neubichler Alm (www.neubichler-alm.de) für 10 Jahre angepachtet wurde. Das 1,5 ha große Gelände liegt auf rund 700 Meter Seehöhe. 2009 begann Permakultur-Spezialist Walter Krieger mit dem Anlegen des Gartens. Tipis als Gewächshäuser, ein Wall aus Bohnen und anderen Nutzpflanzen als Windschutz und Krater und Kräuterspiralen schaffen optimale Bedingungen für unterschiedliche Pflanzgemeinschaften. Worauf es in der Permakultur ankommt, vermitteln auch Exkursionen – die nächste führt am 17. Juli zum Permakulturhof der Familie Brunner in Osttirol (Info hier).
Die Bewirtschaftung des Permakultur-Gartens erfolgt ausschließlich durch Genossenschaftsmitglieder, wobei die Leitung im Herbst 2009 Christiane Fischer-Urlbauer (Bild rechts) übernommen hat. Sie kauft der Genossenschaft die biologisch erzeugten Produkte auch für den eigenen Hotelbetrieb zu fairen Preisen ab. Einnahmen für die Genossenschaft bringen auch verpachtete “Krater”: neben Privatpersonen nützen auch die Pidinger Grünen das Angebot, hier selbst anzubauen.
Christiane hat übrigens schon Pläne zum weiteren Ausbau des Permakulturgartens, will auf dem ehemaligen Schihang des Hotels Weinstöcke anbauen. Am bestehenden, ein Hektar großen Feld kommt heuer noch ein Erdkeller und ein Grillplatz dazu, die Bänke sind schon gezimmert. “Von unserem Andreas. Zunächst hat er für die Genossenschaft immer wieder kleinere Aufträge ausgeführt und jetzt helfen wir ihm dabei, selbständiger Unternehmer zu werden”, erzählt Galler und zeigt damit eine weitere Funktion der Genossenschaft zur Unterstützung der wirtschaftlichen Tätigkeit in der Region auf. Die Starthilfe gibt´s dabei auch auf Talent-Basis – das Netzwerk bietet dazu die benötigten Ressourcen.
RegioSTAR-Projekt Photovoltaik Laufen
“Mit der RegioSTAR Genossenschaft wollen wir weitere Projekte im Sinne der Lokalen Agenda 21 zur regionalen Selbstversorgung umsetzen”, erklärt Franz Galler. Das betrifft Themenbereiche wie Energie, Mobilität, Wohnen, Nahrungsmittel und die Altersvorsorge. “Unser Landkreis soll bis 2030 energieautark sein. Dafür wurden jetzt die öffentlichen Dachflächen zur Errichtung von Solaranlagen freigegeben. Für unser Photovoltaik-Projekt am Dach des Gymnasiums in Laufen haben bereits 21 Leute eine Unterstützungserklärung abgegeben, womit uns 40.000 Euro dafür zur Verfügung stehen”, kündigt Galler das erste Energie-Projekt der Genossenschaft an.
Die Euro-Einlagen der Genossenschaftsmitglieder werden mit zweijähriger Kündigungsfrist in Form von Sterntalern oder Regioladen-Produkten zurückgezahlt. “Das ist keine Geldanlage im herkömmlichen Sinn. Wer hier investiert, macht das nicht wegen der Rendite-Erwartung, sondern weil er etwas Sinnvolles für die Zukunft in der eigenen Region tun will und weiß, dass er dafür Produkte und Dienstleistungen aus der eigenen Region zurück erhält”, erklärt Galler. Die Investitionssummen liegen bisher zwischen 1.000 und 5.000 Euro. An der Entscheidung zur Errichtung der Photovoltaik-Anlage hält die RegioSTAR trotz Senkung des Ökostrom-Einspeistarifes ab 1. Juli 2010 fest: “In erster Linie geht es uns um die Umstellung auf erneuerbare Energie und Selbstversorgung der Region.” Weitere Infos zum PV-Projekt Laufen hier…
RegioSTAR – Ausgründungen: Mitmachen, lernen, die eigene Initiative gründen…
Wie können jetzt andere Initiativen vom RegioSTAR-Modell lernen und von den hier gemachten Erfahrungen profitieren? Dazu öffnet sich die RegioSTAR und lädt Menschen aus startenden Initiativen ein, Mitglied zu werden. Damit kann man sofort in einem Komplementärwährungssystem mitmachen. Das “Learning by doing” wird unterstützt vom Know-How der Genossenschaft, die dafür jetzt einen eigenen Beraterpool aufbauen will.
Mitglied in der RegioSTAR-Genossenschaft können Privatpersonen ebenso werden wie juristische Personen. Privatpersonen zahlen eine einmalige Eintrittsgebühr von 50 Euro, die Mindesteinlage beträgt 300 Euro. Juristische Personen zahlen ein einmaliges Eintrittsgeld von 100 Euro und eine Mindesteinlage von 500 Euro. Die Einlage, deren Höhe auch die Haftungsgrenze ist, kann nach zweijähriger Kündigungsfrist bei Austritt aus der Genossenschaft wieder entnommen werden.
Wer Genossenschaftsmitglied ist, de kann beim Genossenschafts-Kooperationsring “Midanand” mitmachen. Privatpersonen wird im Talente-Buchgeld ein Rahmen von 240 Talent im Plus und Minus eingeräumt, Unternehmen ein Rahmen von üblicherweise 1.000 Talent, in begründeten Fällen auch ein höherer.
Ziel der Teilnahme Auswärtiger ist die Ausgründung als eigene soziale Genossenschaft in der jeweiligen Region. “Vorbilder sind für uns Leopold Kohrs Philosophie sowie die Raiffeisen-Idee zur Selbsthilfe in der Region”, meint Galler und empfiehlt zum Start Gruppen von 5 bis 7 Personen, ab 30 Aktiven dann die Ausgründung als eigene Genossenschaft.
Beim RegioSTAR-Workshop brachte Gudrun Rehrl, 2. Vorstand der RegioSTAR, neben dem Organigramm der Genossenschaft mit Zuständigkeiten und Aufgabengebieten (Bild rechts) auch ein Talente-Spiel mit, bei dem die rund 20 Workshop-TeilnehmerInnen, die aus Deutschland und Österreich kamen, gleich zum “Marktplatz” für angebotene und nachgefragte Dienstleistungen wurden.
So soll die RegioSTAR sicher durch turbulente Zeiten segeln – grafisch umgesetzt von Gudrun (Bild links). Wie Partner außerhalb der Region von der RegioSTAR profitieren können, schilderte Annette Bickelmann, die das Stiftsgut Keysermühle in Klingenmünster leitet und für Talent Urlaub und die Teilnahme an den Vorträgen und Seminaren der Stiftsgut Keysermühle-Akademie anbietet (Bild Mitte). Die Anwendung der Software erklärten Norbert Rost (Bild rechts)…
… und Franz Galler (Bild links): “Wir verwenden drei Verrechnungssysteme. Das Chiemgauer-Verrechnungssystem der Regios e.G. für die Regiogeld-Verwaltung. Cyclos für die Talente-Buchhaltung und das SVP-Kundenverwaltungsprogramm, mit dem wir Adressen verwalten und Aufgaben innerhalb des Teams organisieren.” Die Software lässt sich in Deutschland problemlos auf andere Initiativen übertragen.
Aufgrund der unterschiedlichen Rechtssysteme und Bankensoftware gilt das nur eingeschränkt für österreichische Initiativen, die auch beim RegioSTAR-Workshop interessiert dabei waren: Rudi Gruber und Fritz Keller von der Salzburger Regionalgeld-Intiative holten sich ebenso Anregungen aus dem benachbarten Bayern wie Elisabeth und Peter Löcker vom Sauschneider-Biohof in St. Margarethen im Lungau (Bild Mitte von links.)
Unter den TeilnehmerInnen waren u.a. Aktive von Attac in Würzburg, von den Regio-Initiativen Ampertaler in Dachau, Nahgold im Schwarzwald, vom Mittelfranken (Info auf www.regiogeld.de sowie im Schwabacher Tagblatt), vom Tauschring Memmingen sowie vom Donauthaler aus Regensburg, der im Sommer 2010 in Umlauf kommen soll – Ilse Arnauld des Lions präsentierte die Gestaltungsentwürfe der Regiogeld-Scheine (Bild rechts).
Weitere Bilder vom RegioSTAR-Workshop gibt´s hier in der Galerie…