![]() |
![]()
35 TeilnehmerInnen österreichischer Tauschsysteme fanden sich zum Vernetzungstreffen im Pfarrzentrum Maxglan in Salzburg ein, das federführend von Fritz Keller (Bild Mitte) und dem Talentetauschkreis Salzburg vorbildlich organisiert wurde. Im Bild rechts ein Großteil der TeilnehmerInnen.
In Österreich bestehen derzeit rund 30 regionale Komplementärwährungen, wobei darunter mit dem Waldviertler und Styrrion zwei Euro-gedeckte Regionalwährungen nach Vorbild des Chiemgauers zirkulieren. Diese beiden Systeme sind organisatorisch an den Regiogeldverband angeschlossen und waren beim Vernetzungstreffen der Österreichischen Tauschsysteme nicht dabei. Neu in der Runde war die Zeitbank für Alt und Jung aus Lengau in Oberösterreich, die nach dem Projekt Zeitbank 55+, entwickelt von der SPES-Akademie in Schlierbach 2007 ins Leben gerufen wurde. Die Initiative verließ den SPES-Dachverband und stellte die EDV auf die Tauschkreis-Software Cyclos um. Die Zeitbank ermöglicht älteren Menschen, sich mit Euro ins System einzukaufen, wobei die Stunde 3,60 Euro kostet. "So können auch Menschen, die selbst nicht mehr Leistungen erbringen können, das Zeitbank-Angebot nützen", erklärte Siegrid Prammer von der Zeitbank in Lengau. Eine Übersicht über aktuelle Komplementärwährungen in Österreich sehen Sie hier Kurzberichte aus den Initiativen Gernot Jochum-Müller vom TTK Vorarlberg stellte sich auch als Moderator zur Verfügung. Zu Beginn des Vernetzungstreffens berichteten die Tauschkreise und Talente-Initiativen über den aktuellen Stand. Zum Vorzeigemodell im gesamten deutschsprachigen Raum entwickelte sich der Talentetauschkreis Vorarlberg, der seit 2008 mit Einführung der Langenegger Talente zum klassischen Tauschkreis auch Euro-gedeckte Regiogelder in Form von Gemeindewährungen integriert. Das Langenegger Modell weitet sich aus, bis Ende 2011 werden 30 % der Vorarlberger Gemeinden Gemeindegelder ausgeben. Bürgerschaftliches Engagement und die Frage, wie die Gemeinden den Talentetauschkreis nützen können, sind weitere Themen. Das mit Deutschland und der Schweiz durchgeführte Interreg-Projekt über Zeitvorsorge-Modelle geht in die Zielgerade, 2012 soll die Zeitvorsorge eingeführt werden, und als neue Initiative startete eine Aktion zur Einbindung von Jugendlichen in den Tauschkreis. Der TTK Vorarlberg führt 730 Mitgliedskonten, darunter sind 35 Jugendliche registriert. Zu den am schnellsten wachsenden Initiativen zählt die Zeitbank TIMESOZIAL in Oberösterreich, wo in 9 Regionalgruppen an die 700 Mitglieder in der Nachbarschaftshilfe tätig sind. Das Wirtschaftsnetzwerk sowie die Zeitvorsorge sind im Aufbau, aber noch nicht aktiviert. Bevor aufgrund der großen Nachfrage weitere Gemeinden ins System aufgenommen werden, soll die Organisation stabilisiert werden. Zu den anstehenden Herausforderungen zählt auch die Zusammenarbeit mit den Zeitbank-Projekten der SPES-Akademie: "Wir haben noch keine Lösung gefunden, wie wir mit dem Umrechnungsfaktor umgehen, da bei diesen Projekten ein Stundensatz von 3,60 Euro gilt." Tauschkreisverbund Ostösterreich setzt auf Zeitwährung
Auf die Stunde als gemeinsame Basis für die Leistungsverrechnung einigten sich vier Tauschsysteme in Ostösterreich und schlossen sich zum Tauschkreisverbund zusammen, der nun über einen gemeinsamen Marktplatz und mit den Zeitwertscheinen über ein gemeinsames Gutschein-System verfügt. Tauschkreismitglieder können Guthaben in Zeitwertscheine umwandeln, was die Transaktionen erleichtert. Ziel ist auch, ein gemeinsames Verwaltungssystem zu nützen. Im Tauschkreisverbund sind rund 850 Tauschkonten des Talentetauschkreises Niederösterreich mit sieben Regionen (300 Mitglieder), des Talentetauschkreises Wien (270 Mitglieder) sowie des Taltentetauschkreises Südburgenland (80 Mitglieder) und von LETS Wien (200 Mitglieder). Der Tauschkreisverbund will sich weiteren Systemen öffnen, auch Vereinen, die keine Tauschsysteme sind. Die Erarbeitung von Kriterien dazu zählt zu den Aufgaben des neu gegründeten Vereines. Weitere Infos zum Tauschkreisverbund Ostösterreich hier... KAESCH - Nachbarschaftshilfe mit multikulturellem Hintergrund
Der Name leitet sich aus den Einzugs-Wohngebieten Kabelwerk (3.500 Menschen), Alt-Erla (20.000 Bewohner) und Schöpfwerk (8.000 Bewohner) ab, wobei das System auf starke Expansion ausgelegt sei. "Mittlerweile ist Untermeidling (15.000 Menschen) dazu gekommen und drei bis fünf weitere Regionen sind im Entstehen", berichtet Georg Hitsch. Regionalgruppen sollten nicht mehr als 150 Mitglieder verwalten. "Unser Ziel ist, dass wir heuer 200 Mitglieder erreichen, 2010 500 und 2013 dann 1000", so Hitsch. Die leistungsbasierte Tauschwährung heißt KAESCH, was einer Stunde entspricht, bewertet mit 10 Euro, was allerdings nur Empfehlungscharakter hat. Aufgrund des ethnischen Hintergrundes schließt der Verein "Erwachsenen-Angebote" und Alkohol dezidiert aus und bietet damit ein jugendfreies Spektrum an. "Der Verein führt die Konten, die Preisvereinbarung ist Sache der Mitglieder", so Hitsch. "Die ersten Transaktionsgeschäfte haben auch bereits stattgefunden: "Der wichtigste Aspekt ist die Nachbarschaftshilfe, wobei wir hier einen Schwerpunkt bei Nachhilfe- und Lernangeboten für Deutsch haben. Rund die Hälfte unserer Teilnehmer haben migrantischen Hintergrund." Als Mentor für das Projekt konnte der ehemalige Unterrichtsminister Dr. Scholten gewonnen werden. Unterstützt wird KAESCH auch vom Verein Wiener Jugendzentren. Hitsch setzt auf weitere Vernetzung von Siedlungen und peilt die flächendeckende Ausweitung von KAESCH auf ganz Wien an. Weitere Tauschkreis-News... Neues gibt´s auch aus Salzburg: Hier wird der RTR-Ressourcentauschring Salzburg in den Talentetauschkreis Salzburg eingegliedert, derzeit läuft die Re-Organisationsphase. Der TTK Salzburg zählt 80 Mitglieder, wobei rund die Hälfte davon derzeit aktiv ist und u.a. bei der Abwicklung der dreitägigen Veranstaltung seine Talente zeigte. Der Tauschkreis organisiert für talentierte Tauschkreismitglieder von 23. bis 26. Juni 2011 eine Salzburgreise zum Kennenlernen der Festspielstadt, des Salzkammergutes und des Seenlandes - Info dazu hier... Von Salzburg aus unterstützt wurde auch die Neugründung des Tauschkreises Neumarkt/Wallersee im Bundesland Salzburg im vergangenen Jahr, der rund 40 Mitglieder aufweist. Neu gegründet wurde 2010 auch der Tauschkreis Bad Ischl als Untergruppe von TIMESOZIAL, der mit 20 Mitgliedern startet und vorerst einen sozialen Schwerpunkt setzt. In Kärnten bestehen zwei Tauschkreise: Der Tauschkreis Klagenfurt entstand 1998 als Arbeitsgemeinschaft und wird jetzt in einen Verein umgewandelt. Die 70 Mitglieder verwenden seit 2004 Zeitgutscheine mit einer 3%igen jährlichen Umlaufsicherung. Nach einer Bereinigung der Mitgliedskartei, bei der passive Mitglieder entfernt wurden, startet der Tauschkreis Kärnten 2010 ebensfalls mit 70 Mitgliedern neu durch. "Wir führten eine Zukunftswerkstatt durch und gingen einen Tag lang in Klausur", berichtet Alois Tusch. Dabei kristallisierte sich die Zeitvorsorge und das Thema Generationennetzwerk als Entwicklungspotenzial. Zu diesem trägt auch die Stadt Klagenfurt als Mitglied im Tauschkreis bei. Das Talente Netz Tirol steht wie der Taltentetauschkreis Salzburg vor der Tatsache, dass der Obmann aus dem Einzugsgebiet weggezogen ist und ein Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin gesucht wird. Die Organisationsarbeit übernimmt vor allem Gaby Carl, die sich dafür ein breiteres Team wünscht. Gut funktioniert die Regionalgruppe in Schwaz, die mit dem Verein "autark werden" zusammenarbeitet. Der eigenständige Talentetauschkreis Osttirol ist zwar Mitglied im Talente Netz Tirol, strebt aber eine bessere Vernetzung mit Kärnten und Südtirol an. In Tirol besteht weiters das 2005 eingeführte Jugendprojekt I-MOTION in Wörgl, das Zeitwertkarten als Komplementärwährung verwendet und Jugendlichen ab 12 Jahren eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bietet. Träger ist die Stadt Wörgl. Jugendliche erhalten für Hilfsdienste in der Nachbarschaft, bei Sozialeinrichtungen oder Vereinen Zeitgutscheine, wobei als Richtwert eine Zeitwertkarte pro Stunde gilt. Die Zeitwertkarten sind mit 2,50 Euro bewertet und können in Gutscheine regionaler Unternehmen für Einkaufen und Sportaktivitäten oder Kino eingetauscht werden. Generationsübergreifende Projekt-Initiativen wie Computerkurse für Senioren, gehalten von Jugendlichen, setzen neben der Nachbarschaftshilfe Akzente. Auf I-MOTION baut auch das vor einem Jahr gestartete Jugendbeschäftigungsprojekt Rückenwind auf, das als Belohnungssystem pro Stunde zwei Zeitwertkarten vergibt und sich um am Arbeitsmarkt benachteiligte Jugendliche kümmert.
Arbeitsthemen beim Vernetzungstreffen: Rechtliche Fragen, überregionale Zusammenarbeit, Software Die gemeinsam erstellte Tagesordnung für das Vernetzungstreffen wies als Arbeitsschwerpunkte rechtliche Fragen, Software-Fragen und die Regelung überregionaler Zusammenarbeit ebenso aus wie die Sammlung von Visionen für die österreichweite Vernetzung. Zur Vernetzung der Tauschsysteme besteht mit der Plattform für Zusammenarbeit regionaler Transaktionssysteme unter dem Dach des Tauschkreises Vorarlberg seit Jahren ein Zusammenschluss, der Software-Weiterentwicklungen von Cyclos vorantreibt und mit dem Clearing die überregionale Verrechnung von Tauschwährungen organisiert. Nach der Themensammlung beim Vernetzungstreffen befasste sich das zart-Clearing-Treffen am Sonntag eingehender mit Themen wie Arbeitsaufteilung, Clearing-Handbuch, Clearing-Modus, Einschränkungen bei überregionalen Überweisungen, oder die Organisation eines überregionalen Marktplatzes. Bis Oktober 2011 will sich eine Arbeitsgruppe auch über die Ausweitung der Zeitwertscheine des Tauschkreisverbundes auf ganz Österreich befassen. Rechtliche Aspekte Grundsätzlich gilt auch bei allen Tauschsystemen, dass bestehendes Gewerbe-, Steuer-, Sozialversicherungsrecht usw. gelten. Ein anderes Tauschmittel befreit nicht von gültiger Rechtsordnung und ist wie eine Fremdwährung zu handhaben. Für Tauschkreise wichtig: Zeitguthaben dürfen verschenkt werden. Beim Ausscheiden kann das Konto in Euro ausgeglichen werden, was dann als Vereinseinnahme gilt und zur Bemessungsgrundlage zählt, was Mitgliedsbeiträge nicht tun. Zur Bemessungsgrundlage bei der Bewertung von Vereinen zählen weiters Einnahmen aus Veranstaltungen, Zeitungsannoncen oder Sponsorengelder. Ob den Vereinen die Gemeinnützigkeit zuerkannt wird, liegt im Ermessen der Finanzbehörden. Bei der Prüfung zählt als Kriterium, ob jeder von der Arbeit des Vereins Nutzen ziehen kann und keine wirtschaftlichen Vorteile für einzelne entstehen. Beim Talente-Tauschkreis Niederösterreich läuft derzeit gerade diese Überprüfung. Erntehilfen bei Bauernhöfen müssen übrigens vom Landwirt angestellt werden, auch wenn sie unter der Geringfügigkeitsgrenze liegen. Mit Misstrauen war auch das Nachbarschaftshilfe-Netzwerk KAESCH in der Startphase konfrontiert: Das Magistrat des Bezirksamtes ermittelte nach einer Anzeige wegen Verdachtes der organisierten Schwarzarbeit, die Prüfung erbrachte aber keinen diesbezüglichen Tatbestand. Bei Tauschgeschäften mit Jugendlichen gilt: Bis 13 Jahre sind die Eltern voll verantwortlich. Mit 14 erhalten Jugendliche Teilrechte, dürfen maximal 2 Stunden pro Tag arbeiten, die Unterschrift der Eltern ist notwendig. Mit 15 Jahren dürfen Jugendliche ohne Unterschrift der Eltern Tauschkreismitglied werden und sind voll geschäftsfähig. Visionen und Arbeitsschwerpunkte für die Zukunft Wohin will die Tauschbewegung? Was sind Visionen und sich daraus ergebende Arbeitsschwerpunkte? Damit beschäftigten sich die TeilnehmerInnen des Vernetzungstreffens am Samstag Nachmittag. Die Reihung nach der Ideensammlung zeigte folgende Anliegen als besonders wichtig: Österreichische Zeitwertscheine, die Kommunikation unter den Tauschsystemen, ZARTesNETZ als Träger für Versicherungen und "weniger verwalten - mehr gestalten". Mehr Eigenverantwortung, Solidargemeinschaften, Vertrauensbildung und Autonomie wurden ebenso angesprochen. Zur Verbesserung der Vernetzung und Kommunikation soll vermehrt die Plattform zart (www.zart.org) genützt werden. Neben der Homepage mit überregionalen Angeboten und Expertenpool wurden von den TeilnehmerInnen weitere Aufgaben vorgeschlagen: Mehr Verbindlichkeit zwischen den Tauschkreisen schaffen, die Info-Plattform weiterentwickeln als gemeinsamer Auftritt aller Tauschkreise in der Öffentlichkeit, Lobbying gegenüber Behörden zu betreiben sowie als Mediator bei Schwierigkeiten zwischen den Tauschkreisen zu fungieren. Um an diesen Themen weiterzuarbeiten, gründete sich eine Arbeitsgruppe. Für die Öffentlichkeitsarbeit steht zudem weiterhin der Webauftritt www.neuesgeld.com zur Verfügung, mit dem das Unterguggenberger Institut Wörgl über Komplementärwährungen heute informiert und Neuigkeiten und Berichte aus den Tauschsystemen gern weitergibt. Termine und Mitteilungen Das nächste Vernetzungstreffen der Österreichischen Tauschsysteme findet auch 2012 wieder in Salzburg statt, und zwar am Samstag, 14. April. Das nächste ZARTesNETZ-Arbeitsgruppen-Treffen wurde am 23. Oktober 2011 vereinbart. Weitere Termine: 29. April 2011: Workshop Geld - selbst gemacht in Wörgl - Info hier. Literaturtipp vom TTK Vorarlberg: "Am Puls des langen Lebens" Soziale Innovationen für die alternde Gesellschaft, Eva Lang, Theresia Wintergerst, Verlag oekom Japanhilfe: Für Miguel Hirota und Hirota Suda, beide waren 2006 in Vorarlberg und sind von der Erdbeben- und Atomkatastrophe betroffen, richtete der TTK Vorarlberg ein Spendenkonto ein: Kto. 14249987116, Hypo BLZ 58000 Autor: Veronika Spielbichler, Obfrau Unterguggenberger Institut Weitere Fotos hier in der Galerie - Fotonachweis: Veronika Spielbichler und Alexander Glas Vorstandsmitglieder und Delegierte des Tauschkreisverbundes Ostösterreich beim Treffen der Österreichischen Tauschsysteme in Salzburg: Schriftführerin Renate Recher von LETS Wien, Rechnungsprüferin Elfriede Jahn vom Talentetauschkreis Wien, Kassier Norbert Strauß von LETS Wien, Christa Weinzettl vom Talentetauschkreis Wien, Obmann Herbert Grill vom TalenteTK Wien, Obmann-Stv. Rudo Grandits vom Talente-TK Südburgenland, Rechnungsprüfer Franz Holzer vom Taltent-TK Niederösterreich und TTK-NÖ-Obmann Johannes Ertl. |