Die Hallertauer Regionalgeld-Initiative in Pfaffenhofen, Bayern, feiert heuer ihr 10-jähriges Bestehen und bildete auf den diesjährigen Regiogeldscheinen Gemeinwohl-Pioniere ab, darunter den Wörgler Freigeld-Bürgermeister Michael Unterguggenberger. Nach der Teilnahme des Unterguggenberger Institutes am dreitägigen Jubiläums-Symposium “Lus amoi: Gemeinwohl” stattete am 14. und 15. August 2014 eine Delegation aus Pfaffenhofen Wörgl einen Besuch ab. Das Besichtigungsprogramm startete im Unterguggenberger Institut, wo Tobias Muster (im Bild links), Mitglied des Unterguggenberger Institutes, über seine aktuelle Forschungsarbeit zum Thema Regionalwährungen berichtete.
Das Unterguggenberger Institut befindet sich im historischen Gebäude des Wörgler Freigeld-Bürgermeisters Michael Unterguggenberger und nützt ehemalige Geschäftsräume von dessen Gattin Rosa Unterguggenberger. Glück für die Besucher aus Pfaffenhofen war der Umstand, dass Michael Unterguggenbergers Tochter Lia Rigler sich gerade in Wörgl aufhielt und aus ihren Erinnerungen erzählte (4.v.l. im Bild links). Die Besichtigungstour führte weiter über den angrenzenden Wörgler Freigarten (Bild Mitte) ins Wörgler Heimatmuseum (Bild rechts).
Im InfoEck informierte Klaus Ritzer, Geschäftsführer des Vereins Kommunity (kommunity.me), über die Jugend-, Integrations- und Gemeinwesenarbeit in Wörgl sowie über das Jugendprojekt I-MOTION, das seit 2005 ein Gutscheinsystem mit Zeitwertkarten als Komplementärwährung für die Jugendarbeit verwendet. Entlang der Wörgler Meilensteine (meilensteine.woergl.at) führte die Tour weiter zum Bahnhofsvorplatz, wo ein Pflasterstein auch an die Ausgabe der ersten Wörgler Arbeitswertscheine im Juli 1932 erinnert. Über 300 Meilensteine mit Daten aus den vergangenen 2014 Jahren Menschheitsgeschichte sind auf der Länge einer römischen Meile in der Wörgler Innenstadt verlegt und thematisieren mit der Abbildung des “Jesus-Pfennings” auch das exponentielle Zinseszinswachstum. In der Bahnhofstraße befindet sich gegenüber dem Stadtamt ein Gedenkstein an Michael Unterguggenberger (Bild rechts), der von 1931 bis 1934 als Bürgermeister von Wörgl wirkte und mit der Durchführung der Wörgler Freigeld-Aktion weltberühmt wurde. Am 15. August jährte sich sein Geburtstag zum 130. Mal.
Der Freigeldwanderweg, der 2007 als Projekt der Lokalen Agenda 21 eingerichtet wurde, führt zu historischen Orten in Wörgl, die in Verbindung mit dem Wörgler Freigeld stehen. Dazu gehört die Sprungschanze am Fuß des Hennersberges, die aufgrund geänderter Schanzenprofile heute nicht mehr genutzt wird – hier im linken Bild ist die historische Trasse der 90-m-Schanze von 1932 rechts noch zu sehen. Am Gelände errichtete der Sportverein “Wörgler Flughunde”, der sich besonders in der Skispringer-Nachwuchsarbeit engagiert, ein neue Sprungzentrum mit mehreren Mattenschanzen für den Sommer- und Winterbetrieb. Eine weitere Station des Freigeldwanderweges ist die Brücke über den Wörgler Bach der Wildschönauer Landesstraße, wo eine Hinweistafel an das Freigeld-Nothilfe Bauprogramm von 1932 erinnert.
Die Hallertauer Regiogeld-Initiative versteht sich als Bestandteil der Sozialen Skulptur Hallertauer, die sich mit der Aktion Blumen in die Stadt zur Schaffung von Bienenweiden sowie des Interkulturgartens weitere Tätigkeitsfelder erschlossen hat. Das Interesse der Besucher galt also auch dem Gartenbau. So bildete am Feiertag eine Besichtigung des biologisch bewirtschafteten Gartens von Thomas Gasteiger in Bruckhäusl den Abschluss des Wörgl-Ausfluges.