München, 6. September 2009, 11.30 Uhr – Schönwetter. Und urlaubsbedingt jede Menge Absagen auf die Einladung der DENKmal-Filmproduktionsgesellschaft zur Kinopremiere des 98minütigen Dokumentarfilmes “Der Schein trügt – eine Expedition in die Rätsel des Geldes”. Dass sich der 400-Personen fassende Saal im Arri-Kino dann trotzdem bis zum letzten Platz füllte, überraschte und freute Filmemacher Claus Strigel und Co-Regisseurin Julia Furch ganz besonders. Der Crew gelingt mit dem Dokumentarfilm das Kunststück, aus der Bearbeitung des abstrakten Themas Geld gut eineinhalb Stunden “erhellende Unterhaltung” zu liefern, die es in sich hat! Zu sehen gibt´s den Aufklärungsfilm im besten Sinn des Wortes am auch im Fernsehen – am Dienstag, 15. September 2009 ab 22.35 Uhr im Bayerischen Fernsehen und am 3. Oktober 2009 zur selben Sendezeit auf 3SAT. Ab Jänner 2010 wird der Film auch in den USA gezeigt.
Erleichtert über die Reaktion des Premierenpublikums im ARRI-Kino, das sogar während der Vorführung nicht mit Applaus sparte, zeigte sich nach der Erstaufführung Claus Strigel (2.v.r. – Buch, Regie, Produktion) und sein MitarbeiterInnen-Team – hier im Bild mit Christian Deutschmann (Modellbau), Natalia Kukielko (Produktionsassistentin), Marcus Gruber (special effects) Co-Regisseurin Julia Furch, Redakteurin Renate Stegmüller vom Bayerischen Rundfunk, Filmmusik-Komponist Wolfgang Neumüller und Anita Cosic (special effects).
“Der Schein trügt – Eine Expedition in die Rätsel des Geldes”
Sechs Jahre recherchierte der Münchner Filmemacher Claus Strigel über das “geheimnisvolle Zaubermittel Geld”, wie er selbst sagt, und präsentierte mit dem Dokumentarfilm “Der Schein trügt” nun das höchst empfehlenswerte Resultat. Seine Expedition in die Rätsel des Geldes führt in die Menschheitsgeschichte ebenso wie rund um den Erdball.
Claus Strigel beackerte das weite Feld des Geldthemas von philosophischen bis zu börsentechnischen Gesichtspunkten, erklärt in verständlicher Sprache und Darstellung das Funktionieren und die Auswirkungen des bestehenden Geldsystems und zeigt anhand von praktischen Beispielen, wie Geld auch anders als im globalisierten Kapitalismus funktionieren kann. Ein Film, bei dem man aus dem Staunen nicht heraus kommt und der das abstrakte Thema Geld auch durchaus humorvoll angeht.
Als Interviewpartner gewann Claus Strigel Menschen wie den belgischen Finanzexperten Bernhard Lietaer und den Mannheimer Literaturwissenschaftler Jochen Hörisch (der mit seinem Buch “Poesie des Geldes” den Anstoß zur Filmproduktion gab). Mit Warren Buffet holte er den reichsten Mann der Welt vor die Kamera und mit Fritz Vogt den Bankdirektor der kleinsten Bank Deutschlands – der Raiffeisenbank Gammesfeld, der als letzter Antikapitalist in Deutschlands Bankengeschäft gilt. Der “Naked Cowboy” aus New York erklärt als nackter Unternehmer und bekannte Sight-Seeing-Ikone seine Geldphilosophie.
Im Laufe der Recherche gesellte sich “Zorn zum Staunen”: Ohne Hunger und Armut würde das Geld seinen Wert verlieren – einen Wert, der nur durch Knappheit aufrecht erhalten wird. “Ein Geldsystem, das zinsbedingt nur unter der Bedingung grenzenlosen Wachstums funktioniert, führt zu einer Wirtschaft, die ohne Wachstumgsrate zusammenbricht”, heißt die Schlussfolgerung. Auf der Suche nach Möglichkeiten, wie Geld anders funktionieren kam, führt die Reise der Filmcrew u.a. nach Wörgl auf die Spuren des erfolgreichen Freigeld-Einsatzes 1932/33.
Wie in Wörgl damals gelingt es heute in Brasilien, durch regionale Zweitwährungen Armut zu lindern und den Menschen eine wirtschaftliche Basis zu geben. Wie es funktioniert, erklärt im Film Joaquin de Melo, Gründungsvater der Banco Palmas im Favela Palmeira. Nach jahrzehntelanger Aufbau- und Entwicklungsarbeit betreut er 40 Regionalbanken in ganz Brasilien, die ihr Geld selber drucken. Dass hinter dieser Entwicklung auch der Staat steht, erklärt Paul Singer, Staatssekretär für solidarische Ökonomie in Brasilien: Die brasilianische monetäre Neuentwicklung in Form einer Kombination von Mikrokrediten mit Regionalwährung wird staatlich gefördert, um in den Armenvierteln Brasiliens eigeninitiierte Wirtschaftskreisläufe in Gang zu bringen. Hier schließt sich auch wieder ein Kreis nach Wörgl – 2007 wurde das Mikrokreditsystem der Social Trade Organisation STRO in Porto Alegre mit dem Unterguggenberger Preis von der Stadt Wörgl ausgezeichnet.
Die filmische Reise endet in Südamerika mit einem praktischen Beispiel, wie es gelingen kann, “die Macht über unser Geld zurück zu gewinnen”.
Damit der Beitrag für mehr Bewusstsein über das Thema Geld und das Potenzial von Komplementärwährungen allerdings so rasch verwirklicht werden konnte, brauchte das engagierte Filmteam Unterstützung aus der Branche. So dankte Claus Strigel für die rasche Zusage finanzieller Unterstützung dem Bayerischen Rundfunk, der Bayerischen Filmförderung und dem Dreiländer-TV-Sender 3SAT. Mit dem Bayerischen Rundfunk sowie mit 3SAT wurden auch die ersten Sendetermine im deutschen Sprachraum vereinbart. Ab Jänner 2010 soll die Dokumentation auch in den USA gezeigt werden.
Weitere Infos zum Filmprojekt: www.denkmal-film.com
Claus Strigel bedankte sich bei Renate Stegmüller vom Bayerischen Rundfunk (2.v.l) sowie bei Dr. Martin Rupps von 3 SAT (rechts) und Ina Maria Schaffer von 3Sat-München für die Unterstützung des Filmprojektes.
Autor und Fotos: Veronika Spielbichler/Unterguggenberger Institut