Das Unterguggenberger Institut bietet mit den monatlichen CryptoCircle-Treffen seit 2017 verständlich Expertenwissen rund um Kryptowährungen, Blockchain und digitalen Wandel. Jetzt geht´s in die Sommerpause – im Juli findet kein Treffen statt, am 17. August 2022 gibt´s einen gemütlichen Stammtisch in der Zone Kultur.Leben.Wörgl ohne Impulsvortrag. Wir diskutieren über die aktuelle Lage in der Krypto- und der Finanzwelt sowie über verschiedene Blockchain- und Technologieanwendungen. Dabei sondieren wir auch schon Themen für die CryptoCircle-Termine im Herbst 2022 am 14. September, 12. Oktober, 16. November und 7. Dezember jeweils ab 20 Uhr.
Eine kleine Rückschau auf unsere CryptoCircle-Treffen im ersten Halbjahr 2022 zeigt die Themenvielfalt und das Interessenspektrum der TeilnehmerInnen, die vor Ort in die ZONE kultur.leben Wörgl in der Brixentaler Straße 23 kommen oder online via zoomsession dabei sind. Für die reibungslose technische Abwicklung sorgten Heinz Hafner und Richard Gaun, und so konnten unsere CryptoCircle Treffen auch trotz Pandemie-bedingter Lockdowns fortgesetzt werden.
Im Jänner ging´s beim Impulsvortrag um Satoshi, Lightning und die praktische Bezahlung mit Cryptocoins – welche Coins sich für den Zahlungsverkehr eignen, was man dazu benötigt und welche Fehler man vermeiden sollte. Beim Online-Treffen im Februar wurden Fragen gesammelt, die Einsteiger in die Welt von Blockchain und Kryptowährungen bewegen – was sind die Basics? Welche praktischen Anleitungen und Tipps helfen bei der Orientierung im „digitalen Dschungel“, bei Aufbewahrung, Handel oder Investition im Kryptobereich? Ziel ist, mit einer Einsteiger-Fibel Begriffe zu erklären, aber auch die häufigsten Fehler, die zum Verlust führen.
Im April präsentierten beim Impulsvortrag Heinz Hafner, Daniel Hoffmann und Richard Gaun das „Web 3.0“. Die neue Generation des Internets basiert auf der Blockchain und beinhaltet Konzepte wie Dezentralisierung und Token-basierte Wirtschaft. Was bedeutet das für alltägliche Anwendungsbereiche im world wide web und in unserem Leben? Die erste Internet-Generation von 1990 bis 2000 ermöglichte das Lesen von Inhalten, das Web 2.0 zusätzlich interaktives Handeln (z.B. social media Plattformen), hier dominieren private Anbieter und zentralistische Strukturen, Konzerne setzten sich durch. Beim Web 3.0 wird das Netzwerk selbst zum Speicher. „Diese Dezentralisierung ist der größte Knacker!“ hebt Hafner den Unterschied zum bisherigen Internet hervor, wobei noch nicht entschieden ist, ob sich hier tatsächlich dezentrale Strukturen oder wieder zentralistisch agierende Player am Markt durchsetzen werden. „Entscheiden wird der Endverbraucher“, meint Gaun. Der Vorteil des Netzwerkes: es organisiert Vertrauen, basiert auf Schwarmintelligenz, kann nicht von einzelnen Akteuren manipuliert werden. Paradebeispiel für Web 3.0-Anwendung ist der Zahlungsverkehr – DeFi, Decentralices Finance – wer mit Kryptowährung zahlt, benötigt keine Bank, kein Swift, keine zentralen Strukturen – die Sicherheit gewährleistet das Netzwerk.
Wobei der Internet-User oft nicht sieht, ob es sich um eine Web 2.0 oder Web 3.0 Anwendung handle. Am Beispiel WhatsApp – das liegt auf facebookservern, ist zentralgesteuert. Wo liegen die Daten? Eigentümer der Server können die Inhalte steuern, machen Geschäfte mit den Daten. Freie Plattformen wären möglich, sind aber auch eine Kostenfrage – bei Gratisangeboten jetzt man zahlt mit eigenen Daten. Wir sind nicht Kunden, sondern Ware – der richtige Denkansatz wäre im Web 3.0: für gute Dienstleistung auch bezahlen! Wobei der Rat, bei Identität und Finanzen immer auf die eigenen Daten aufzupassen bei allen digitalen Anwendungen gilt! Ein Wandel zeichnet sich auch in der Ausbildung ab. Nicht mehr der Besuch von Privatschulen und -unis bildet den Programmierernachwuchs fürs Web 3.0, sondern die Praxis – community-basierte Ausbildung ist schon derzeit Realität, die Wallet ID ist die Bewerbung für web 3.0 Programmierer!
e-residency – die digitale Nation
E-Residency – was steckt dahinter? Mit dieser Frage beschäftigte sich der CryptoCircle im Mai 2022. Daniel Hoffmann, Kadri Villem und Jan K. erläuterten anhand von Estland, in welcher Weise die E-Residency von digitalen Unternehmen und sogenannten „digitale Nomaden“, die ohne festen Wohnsitz unterwegs sind, genutzt wird. Sie profitieren von der komplett digitalen Verwaltung, die auch Nicht-Esten den Zugang zu estnischen Dienstleistungen wie Firmengründung, Bankkonto-Eröffnung und Zahlungsverkehr sowie Steuerzahlung ermöglichen.
Vorab: E-residency ist keine Staatsbürgerschaft! Estland ermöglichte 2014 als erstes Land die digitale Identität. Die neue digitale Nation ist gedacht für Startups und Unternehmen, die papierlos und digital ein Unternehmen in der EU führen wollen, für Freelancer, die ihre Abrechnungsprozesse automatisieren und deligierenwollen, für digitale Nomaden und Webside-Verwalter. Geboten wird ein wettbewerbsfähiges Steuerumfeld für alle, die am EU-Markt auf Kapital oder Zahlungslösungen zugreifen wollen.
Mit der e-Residency besteht 100 % Zugang zu Estlands digitalem Geschäftsumfeld, weltweite Unternehmen haben dadurch einen Standort in der EU, Mitarbeiter können einfach übers estnische Bankenwesen digital und unkompliziert bezahlt werden. Abgewickelt wird der Erwerb der e-Residency über die Estnische Botschaft in Österreich, das Antragsformular gibt´s online auf www.e-resident.gov.ee. Nach behördlicher Zuverlässigkeitsüberprüfung wird die digitale, fünf Jahre gültige ID-Card ausgestellt. Die ID-Card samt zugehörigem Kartenlese-USB-Anschluss ist dann bei der Botschaft abzuholen. Mit dieser kann man ein Bankkonto eröffnen, sie wird als Unterschriftsnachweis akzeptiert.
Die e-Residency und ein steuerliches Umfeld (mindestens zwei Jahre Steuerfreiheit bei Unternehmensgründung in der digital orientierten Branche) führten dazu, dass sich viele Kryptounternehmen in Estland niederließen. „Derzeit gehören rund 85.000 Personen weltweit dieser digitalen Nation an“, erklärte Daniel Hoffmann. „Estland hat früh für die eigenen 1,3 Millionen Einwohner das e-government ausgebaut und bietet ein digitales System für alle Behörden“, schildert Kadri Villem, die aus Estland stammt, den Hintergrund für die staatliche Entscheidung, den digitalen Wohnsitz für alle Menschen zu ermöglichen.
Wie geht´s weiter?
„Ask me anything“ – Fragen aller Art rund um die Themen Blockchain, Kryptowährungen und digitaler Wandel konnten beim CryptoCircle im Juni 2022 gestellt werden. Die Kurse im Tiefflug, Insolvenzen und Personalabbau bei Kryptofirmen, wie umgehen mit dem „Cryptowinter“? Die Kurse folgten dem Abwärtstrend am Aktienmarkt, die generelle Verunsicherung am Finanzmarkt wirkt sich auch im Kryptosektor aus. Wer weiterhin von der Zukunftsfähigkeit der Technologie überzeugt ist, dem bietet das historisch niedrige Kursniveau eine günstige Gelegenheit zum Investieren. Ob und wann die Kurse wieder steigen, darüber kann aber nur spekuliert werden.
Factbox
Der CryptoCircle zeigt die Welt der digitalen Währungen anhand praktischer Beispiele und erklärt deren alltäglichen Einsatz und Nutzen. Das Verständnis und der sichere Umgang mit diesen neuen Methoden des Zahlens und Austausches stehen im Vordergrund. Die Treffen finden in Form eines offenen Austausches im Kreise der Teilnehmer*innen statt und vermitteln Expertenwissen in verständlicher Form. Es handelt sich dabei nicht um ein Beratungsangebot! Im Mittelpunkt stehen Kryptowährungen und die zugehörigen Blockchain-Technologien sowie auch die zugrundeliegenden Logiken und Mechanismen des Währungsdesigns und die im Hintergrund wirkenden Veränderungen im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung der Welt. Besonderes Augenmerk wird auf nachhaltige Entwicklung hin zu tragfähigen Gesellschaftslösungen auf Basis neuer Vernetzungspotentiale dank digitaler Technologien gelegt.
Der Teilnahmebeitrag bleibt gleich und beträgt 1 WOMC (Wörgler Open Market Coin, entspricht 2,50 Euro) und kann in Form von „Guggis“ (Wörgler Kulturwertschein), der Kryptowährung PIVX, in Euro oder Naturalien bezahlt werden. Die Guggi-Gutscheine können mitgebracht oder in der Zone erworben werden. Anmeldung erbeten, für den Online-Zugang erforderlich (Link wird zugesandt), Kontakt ui@snw.at