Am 8. Jänner 1934 war Michael Unterguggenberger noch Bürgermeister der Marktgemeinde Wörgl – erst nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934 wurde er seines Amtes enthoben. Sein weltweit beachtetes, erfolgreiches Freigeld-Experiment war nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofes vom November 1933 endgültig untersagt. Unterguggenberger war überzeugter Demokrat, glaubte an die Macht der Vernunft und von Fakten, die mit der Erprobung des neuen Geldes geschaffen wurden, und verfasste für seine weitere politische Arbeit sein persönliches politisches Manifest, in dem er festhielt, wogegen und wofür er steht.
Michael Unterguggenbergers politisches Programm,
aufgeschrieben und unterzeichnet am 8. Jänner 1934:
gegen die Vernichtung des geistig und wirtschaftlich selbständigen Menschen
für eine bodenständige Politik zur Mehrung der Volksgewalt, des Volksvermögens, der Volksgesundheit und der Volksbindung.
gegen jede Form eines kollektivistischen Obrigkeitsstaates
für einen freien, sozialen Volksstaat auf der Grundlage von Eigentum und Selbstverwaltung
gegen die Wahl von unverantwortlichen Parteileuten eines formaldemokratischen Parlamentarismus
für die Wahl von Persönlichkeiten im Rahmen kleiner Wahlkreise
gegen jegliche Zerstörung der bestehenden Selbstverwaltung durch Eingriffe von oben
für die Verlegung des Schwergewichtes der unmittelbaren politischen Betätigung des Volkes in die Gemeinden, Bezirke und Länder
gegen Kommunismus und Faschismus und seine utopischen Wirtschaftsformen, seinen Staatskapitalismus, seine Bürokratie, seine wirtschaftliche Unfreiheit
für die Verwirklichung des Rechtes auf den vollen Arbeitsertrag durch Beseitigung der Ausbeutung durch Zins, Grundrente und Spekulationsgewinne
gegen den kapitalistischen Liberalismus, der nur die Freiheit der Starken, der Truste, Kartelle, Großgrundbesitzer und Großbanken ist
für Privatwirtschaft, Freihandel, sofortige Ankurbelung der Produktion und eine aktive Währungspolitik, die die Stabilisierung der Durchschnittspreise (Index)aller Waren garantiert
gegen alle staatspolitischen Befugnisse religiöser und weltanschaulicher Gesellschaften, gegen die völkerverderbende Überbewertung des nationalen Bekenntnisses
für die Freiheit aller religiösen, weltanschaulichen und nationalen Anschauungen
gegen politische Bündnisse
für Wirtschaftsbündnisse unter gleichzeitigem Abbau der Zollgrenzen.

