Das Logo der Arbeitsgemeinschaft Freiwirtschaft. Grafik: AG Freiwirtschaft

Freiwirtschaft online

Ideen und Lösungsansätze der Freiwirtschaftsbewegung sind heute aktueller denn je. Über die historische Entwicklung der Bewegung, deren Akteure und Anknüpfungspunkte an philosophische und politische Strömungen stehen online gut recherchierte Quellen zur Verfügung – darunter die Freiwirtschaftlichen Markierungen als virtuelle Ausstellung, zusammengestellt von Univ.Prof. Dr. Gerhard Senft, veröffentlicht auf der Website der Wirtschaftsuniversität Wien und seit heuer eine neue Website der Arbeitsgemeinschaft Freiwirtschaft.

„Am 1. Januar 2022 sind wir mit der Webseite ag-freiwirtschaft.de an den Start gegangen. Mit unserer Webseite wollen wir einen Beitrag leisten zum Diskurs über die sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft. Unsere Inspirationsquellen sind die Ideenströmungen von Freiwirtschaft, herrschaftslosem Sozialismus und Anarchismus“, teilen Ulrike Henning-Hellmich und Markus Henning von der Arbeitsgemeinschaft Freiwirtschaft aus Frankfurt am Main mit, die dem Unterguggenberger Institut 2020 die freiwirtschaftliche Bibliothek aus dem Nachlass von Josef Hüwe überlassen hat.

Auf der Webseite finden sich u.a. Rezensionen zu Büchern, Zeitschriften und Veranstaltungen. Außerdem bieten wir eBooks im PDF-Format zum kostenlosen Download an. Inhaltlich gliedern sich die Beiträge in die Themenbereiche Freiwirtschaft und libertäre Ökonomie, Verkehrswende/ Fahrradmobilität, Josef Hüwe-Nachlass und Freiwirtschaftliche Interviews

Eine kurze Geschichte der Arbeitsgemeinschaft Freiwirtschaft

Die Arbeitsgemeinschaft Freiwirtschaft wurde im Juli 1993 innerhalb der Berliner Gesellschaft zum Studium sozialer Fragen e.V. (BGSSF e.V.) ins Leben gerufen. Die AG Freiwirtschaft ist Ansprechpartnerin für freiwirtschaftliche Fragestellungen und befasst sich mit der Beschaffung, inhaltlichen Erschließung und öffentlichen Bereitstellung freiwirtschaftlicher Materialien.

Aufgrund kontinuierlicher Buchspenden und großzügiger Materialschenkungen konnte in den vergangenen drei Jahrzehnten eine der größten, öffentlich zugänglichen Freiwirtschaftssammlungen im deutschsprachigen Raum zusammengetragen werden. Organisatorisch und administrativ eingebunden sind ihre Bestände in die Bibliothek der Freien. Anarchistische Bibliothek im Haus der Demokratie  in der Greifswalder Str. 4 in Berlin.

Im Rahmen dieser Arbeit haben sich auch immer wieder persönliche Kontakte und freundschaftliche Verbindungen zu Anhänger:innen der Freiwirtschaftslehre ergeben. Den damit einhergehenden direkten Austausch über persönliche Werdegänge, Positionen, Aktivitäten und Perspektiven hat die AG Freiwirtschaft stets als Bereicherung empfunden, gerade auch im Hinblick auf die Zukunftsfragen einer konsequent an Nachhaltigkeitsprinzipien ausgerichteten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Die AG Freiwirtschaft hat keinen Vereinsstatus und geht ihrer Tätigkeit als informelle Arbeitsgemeinschaft nach.

Uni Wien: „Freiwirtschaftliche Markierungen“

„FREIWIRTSCHAFTLICHE MARKIERUNGEN IN ÖSTERREICH 1860-1960“ – unter diesem Titel stellte Gerhard Senft 2018 die Dokumentation dieser sozialliberalen Bewegung zusammen und widmete sie  Werner Onken.

Senft geht zurück bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, weist auf internationale Vordenker hin. „Nach und nach wurde ein umfassendes Konzept entwickelt, das unter dem Etikett „Freiland – Freigeld – Festwährung“ Verbreitung fand. Damit verbundene Zielsetzungen waren, einerseits der Krisenhaftigkeit des Kapitalismus entgegenzuwirken, andererseits die Grundlagen für eine faire Verteilung schaffen. Als Programm einer wirtschaftsoppositionellen Gruppe stand die Freiwirtschaft stets im Gegensatz zur neoklassischen Theorie“, schreibt Senft im Geleitwort zur virtuellen Online-Ausstellung, die auch dem Wörgler Freigeld ein Kapitel unter dem Titel „Konstruktiver Ungehorsam“ widmet: https://www.wu.ac.at/geschichte/institut/forschung/virtuelle-ausstellung-freiwirtschaftliche-markierungen/konstruktiver-ungehorsam

„Historische soziale Bewegungen entstanden stets aus gesellschaftlichen Anliegen und aus dem Leidensdruck betroffener Gruppen heraus. Aus dieser „Ursuppe“ politischer Aktivierung formierten sich Protesthaltungen und ein wachsendes öffentliches Problembewusstsein. Die Freiwirtschaftsbewegung befasste sich im Besonderen mit der Frage der Finanzierung öffentlicher Haushalte, mit der durch Krisenanfälligkeit und problematische Verteilungsergebnisse gekennzeichneten kapitalistischen Geldordnung und sie  thematisierte die zunehmende Verknappung der Bodenflächen im urbanen Raum. Indem ihre Vertreter/innen mit unkonventionellen Vorschlägen hervortraten (Negativzinsen, Komplementärwährungen, Bodensozialisierung etc.) wurden sie häufig als Exoten/innen wahrgenommen“, teilte ao.Univ. Prof. Dr. Gerhard Senft zum Start des virtuellen, tiefgründigen Informationsangebotes 2018 mit. Gezeigt werden verschiedene Bildmaterialien, Plakate, Flugblätter und andere Dokumente.

Link zur virtuellen Ausstellung:

https://www.wu.ac.at/geschichte/institut/forschung/virtuelle-ausstellung-freiwirtschaftliche-markierungen