Filmabend in Wörgl: “Der Schein trügt”

Sechs Jahre recherchierte der Münchner Filmemacher Claus Strigel über das “geheimnisvolle Zaubermittel Geld”, wie er selbst sagt, und präsentierte mit dem Dokumentarfilm “Der Schein trügt” „eine Expedition in die Rätsel des Geldes“, die in die Menschheitsgeschichte ebenso wie rund um den Erdball führt. Das Unterguggenberger Institut präsentiert den Film mit anschließender Diskussion am Freitag, 18. Oktober 2013 im Rahmen einer Filmreihe zu Zukunftsthemen ab 20 Uhr in der KulturZONE im Jugendzentrum Wörgl, Brixentalerstraße 23.

Drehten für die Doku „Der Schein trügt“ auch in Wörgl: Filmemacher Claus Strigel (Bild Mitte) mit seiner Co-Regisseurin Julia Furch und Kameramann Waldemar Hauschild.

Claus Strigel beackerte das weite Feld des Geldthemas von philosophischen bis zu börsentechnischen Gesichtspunkten, erklärt in verständlicher Sprache und Darstellung das Funktionieren und die Auswirkungen des bestehenden Geldsystems und zeigt anhand von praktischen Beispielen, wie Geld auch anders als im globalisierten Kapitalismus funktionieren kann. Ein Film, bei dem man aus dem Staunen nicht heraus kommt und der das abstrakte Thema Geld auch durchaus humorvoll angeht.

Als Interviewpartner gewann Claus Strigel Menschen wie den belgischen Finanzexperten Bernhard Lietaer und den Mannheimer Literaturwissenschaftler Jochen Hörisch. Mit Warren Buffet holte er den reichsten Mann der Welt vor die Kamera und mit Fritz Vogt den Bankdirektor der kleinsten Bank Deutschlands – der Raiffeisenbank Gammesfeld, der als letzter Antikapitalist in Deutschlands Bankengeschäft gilt. Der “Naked Cowboy” aus New York erklärt als nackter Unternehmer und bekannte Sight-Seeing-Ikone seine Geldphilosophie.

Im Laufe der Recherche gesellte sich “Zorn zum Staunen”: Ohne Hunger und Armut würde das Geld seinen Wert verlieren – einen Wert, der nur durch Knappheit aufrecht erhalten wird. “Ein Geldsystem, das zinsbedingt nur unter der Bedingung grenzenlosen Wachstums funktioniert, führt zu einer Wirtschaft, die ohne Wachstumsrate zusammenbricht”, heißt die Schlussfolgerung. Auf der Suche nach Möglichkeiten, wie Geld anders funktionieren kam, führt die Reise der Filmcrew u.a. nach Wörgl auf die Spuren des erfolgreichen Freigeld-Einsatzes 1932/33.

Wie in Wörgl damals gelingt es heute in Brasilien, durch regionale Zweitwährungen Armut zu lindern und den Menschen eine wirtschaftliche Basis zu geben. Wie es funktioniert, erklärt im Film Joaquin de Melo, Gründungsvater der Banco Palmas im Favela Palmera. Nach jahrzehntelanger Aufbau- und Entwicklungsarbeit betreut er 40 Regionalbanken in ganz Brasilien, die ihr Geld selber drucken. Dass hinter dieser Entwicklung auch der Staat steht, erklärt Paul Singer, Staatssekretär für solidarische Ökonomie in Brasilien: Die brasilianische monetäre Neuentwicklung in Form einer Kombination von Mikrokrediten mit Regionalwährung wird staatlich gefördert, um in den Armenvierteln Brasiliens eigeninitiierte Wirtschaftskreisläufe in Gang zu bringen. Hier schließt sich auch wieder ein Kreis nach Wörgl – 2007 wurde das Mikrokreditsystem der Social Trade Organisation STRO in Porto Alegre mit dem Unterguggenberger Preis von der Stadt Wörgl ausgezeichnet. Die filmische Reise endet in Südamerika mit einem praktischen Beispiel, wie es gelingen kann, “die Macht über unser Geld zurück zu gewinnen”.

Zum Filmabend laden der Verein Komm!unity, der Freigarten Wörgl und das Unterguggenberger Institut Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen, der Eintritt ist frei – freiwillige Spenden kommen der Organisation weiterer Filmabende zugute. Weitere Infos zum Filmprojekt: www.denkmal-film.com

Bildnachweis: Veronika Spielbichler/Unterguggenberger Institut