Der Bericht über Armut und Reichtum in Tirol steht zum kostenlosen Download online unter:
http://www.politikberatung.or.at/typo3/fileadmin/02_Studien/5_armut/armutreichtumtirol2009.pdf
Verfasst wurde der Bericht von den MitarbeiterInnen des ÖGPP (österreichischen Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung) Andreas Höferl, Barbara Hauenschild und Susanne Halmer.
Hier ein paar Ergebnisse:
Ø Abgaben aus Einkommen (2006): 4,65 Mrd. (1,95 Mrd. v.a. Lohnsteuer + 2,7 Mrd. Umsatz-, Verkehrs- und Verbrauchsteuern)
Ø Abgaben aus Geldvermögen: 0,07 Mrd. (S 49)
Ø Schätzungsweise 6.650 Personen hatten Geldvermögen von mehr als 1 Million Dollar. (S 48)
Ø Ohne Sozial- und Sozialversicherungsleistungen wären nicht 70.000, sondern 166.000 Tirolerinnen und Tiroler (24% der Bevölkerung)
armutsgefährdet bzw. arm. Ohne Pensionen wären es sogar 307.000 Menschen. (S 25)
Ø Armutsgefährdung und Armut haben Auswirkungen auf die Gesundheit und die Möglichkeit der sozialen Teilhabe. Gleichzeitig wird Armut vererbt,
wer als Kind betroffen ist, wird unter anderem durch die soziale Selektivität des Bildungssystems mit höherer Wahrscheinlichkeit auch als
Erwachsener davon betroffen sein. (S 48)
Ø Nur 49% der Vorschulkinder sind in Tirol in Kinderbetreuungseinrichtungen untergebracht. (47)
Ø Über ein Viertel der MigrantInnen ist armutsgefährdet. (47)
Ø Bildung verringert das Armutsrisiko. In Tirol gibt es überdurchschnittlich viele Menschen mit nur Pflichtschulabschluss, aber weniger mit höheren Bildungsabschlüssen. (S 47)
Ø Nur noch 52% aller Beschäftigungen waren 2007 „Normalarbeitsplätze“, also ganzjährige Vollzeitbeschäftigungen. (S 47)
Ø Das durchschnittliche Nettojahreseinkommen der Tirolerinnen und Tiroler um 6 bis 7% unter dem durchschnittlichen österreichischen Einkommen. (S 47)
Ø 36.000 konnten als „working poor“ klassifiziert werden. Denn trotz Erwerbstätigkeit sind sie von Armutsgefährdung und Armut betroffen. (47)
Ø Erwerbseinkommen haben im Wege von Steuern und Sozialabgaben ungleich höhere Beiträge zum Allgemeinwohl zu leisten als Vermögen. Die Höhe der Einkommen und ihrer Besteuerung entscheidet allerdings wesentlich über die Möglichkeit zur Vermögensbildung. Ist Vermögen einmal vorhanden oder gebildet, entzieht es sich in Österreich fast vollständig steuerlicher Beiträge zum Allgemeinwohl. Die Steuerlasten liegen einseitig auf den Erwerbseinkommen und ihrer Verwendung. 93% der Steuern des Bundes kommen in Österreich von den Einkommen und ihrer Verwendung, nur 5% von den Vermögen. (46)
Ø Steuerparadies Privatstiftungen (S 46) … Auf eine Privatstiftung entfallen damit durchschnittlich Vermögen von etwa 20 Mio. Euro.
Ø …die Grundbesteuerung (beträgt) damit nur etwa 0,2% p.a.. (S 45)
Ø Die Besteuerung von Vermögen…. macht nur mehr 5% der gesamten Steuereinnahmen aus. (S 42)
Ø Jahresnettoeinkommen von ArbeitnehmerInnen … in Tirol 7,5% unter dem Bundesdurchschnitt (S 38)
Ø Der durchschnittliche monatliche Wohnungsaufwand in Tirol (für entgeltliche genutzte Wohnungen) betrug zuletzt (2007) 410 Euro, lag damit um 10% über dem österreichischen Durchschnitt (372 Euro) und war (nach Vorarlberg und Salzburg) der dritthöchste Wohnungsaufwand aller Bundesländer (S 27 f.)
Ø Neben dem Einkommen ist Bildung der* *wichtigste Faktor, der sich auf die Gesundheit der Menschen positiv oder negativ auswirkt. (S 23)
Ø Arbeitslose leiden besonders häufig unter Depressionen und Angstgefühlen, Männer haben ein 7,6-fach höheres und Frauen ein 4,4-fach höheres Risiko als Erwerbstätige, daran zu erkranken. (23)
Ø 14% der Armen leben in Wohnungen mit Schimmel oder feuchten Wänden (23)
Ø Frauen sind … stärker in den niedrigeren und schwächer in den höheren Berufspositionen vertreten. Obwohl im Jahr 2007 54% der
ArbeitnehmerInnen in Tirol Männer und 46% Frauen waren, erhielten die Männer 67% sämtlicher Arbeitnehmer-Bruttobezüge, die Frauen dagegen nur
32%….
Ø Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen verstärken sich im Alter: In Tirol hatten 2007 Arbeitnehmer eine um durchschnittlich 54%
höhere Pension als Arbeitnehmerinnen. (15)
Ø Stark Armutsgefährdet sind …auch in Tirol alleinstehende Frauen. 28% aller alleinstehenden Pensionistinnen sind armutsgefährdet, aber auch 22% aller alleinstehenden Frauen im erwerbsfähigen Alter. (15)
Ø Einkommensschwache Personen nehmen auch seltener an kulturellen Veranstaltungen teil und sind weniger oft in Vereinen, Gruppen oder anderen Organisationen beteiligt, sodass sich ihr Netzwerk weiter verkleinert. Armut macht also auch einsam. (24)
“Es lohnt sich also, selbst genauer zu lesen,” meint Wilfried.